Tag 11

Montag, 23. März 2020

Es nimmt kein Ende

Tag 11

Das Büro schaut immer noch aus, als hätte der chinesische Geheimdienst das neue Serum gegen das Coronavirus bei uns gesucht und auch noch unter Zeitdruck. Wir haben geordnet, aussortiert, entsorgt, geschlichtet, Kabel neu verlegt, geräumt und geputzt, morgen werden noch Noten und CDs aussortiert und dann ist es hoffentlich fertig. Mir reichts nämlich!

Wenn ich genau drüber nachdenke reicht es mir auch, dass man nicht so richtig raus kann, dass man quasi eingesperrt ist und wenn ich den Innenkarli höre, der sagt, dass wir Ostermontag vielleicht nur eine leichte Lockerung bekommen, wird mir schlecht. Was soll denn das bedeuten? Sperren dann die Geschäfte und sonstiges für eine Woche auf und dann wieder zu oder wie? Der Höhepunkt der Infizierten-Kurve soll erst Wochen nach Ostern erreicht werden. Es gibt die Theorie, dass die Infektionsstatistik nicht in einer großen, tsunamiartigen Welle passiert, sondern in mehreren kleinen Wellen. Aber packen wir das psychisch? Wirtschaftlich sowieso die meisten nicht!

Meine Freunde in Köln treffen sich noch zu gemeinsamen Abendessen und haben berufliche Termine. Es wird nur „empfohlen“, zu Hause zu bleiben. Ich erinner mich zurück, als vor der EU-Wahl jemand geworben hat mit einem Traum: „Ich träume davon, dass alle in Österreich sich als Europäer fühlen!“ Leider hab ich vergessen wer das war, aber er oder sie würde jetzt schön schauen, wenn ich mich im Park auf eine Bank setze, weil ich mich ja als Europäerin fühle, weil in Deutschland man das noch darf. Also zum Teil! Die sind ja dort nicht mal bundesweit einig, jedes Bundesland hat seine eigenen Anti-Corona-Maßnahmen. Das verstehe wer will, ich nicht.

Peter hat wieder Telefonkonferenz. Beim Aufräumen hat er seine Airpods (das sind kabellose Kopfhörer für ein I phone, wie ich gelernt hab) gefunden, die ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hab und seitdem sind zwar keine Stimmen mehr im Wohnzimmer, dafür geistert er vollkommen abwesend durch die Wohnung und nickt wie ein Wackeldackel vor sich hin. Zeit, die Flucht zu ergreifen, ich erledige den Einkauf allein. Bei Merkur sind zum ersten Mal Menschen mit Masken unterwegs, teils in abenteuerlichen Eigenkreationen, aber ich trau mich nicht, sie zu fotografieren.

Heute muss ich den Telefonjoker ziehen, meine Schwiegermutter möchte Bauchfleisch oder Schopfbraten, gibt es auch, aber ich hab keine Ahnung ob im Ganzen oder geschnitten gewünscht ist. Ah, Bauchfleisch im Ganzen! Hab ich noch nie gekauft, eine Premiere! Eine Stunde später sind Medikamente und Lebensmittel ausgeliefert und ich kehre nach Quarantanamo zurück, natürlich mit neuen Gummibären, damit der Hausfrieden gesichert ist.

Konferenz ist beendet, Peter sitzt vor dem TV, ordnet Papierstöße und unterhält sich mit Kommissar Rex. Muss ich mir Sorgen machen?

Auf facebook bin ich 6-mal nominiert als Powerfrau und soll „vor den Vorhang treten“. Das würd ich gern, der Bundesbasti hats mir aber verboten!

Hat nicht letzte Woche wer behauptet, ab Montag gibt’s eine Möglichkeit für EPUs, Ersatzforderungen zu stellen? Ich kann darüber nix finden und im TV wird nur die Zentralmatura besprochen. Das hab ich zum Glück hinter mir!

Das Büro lichtet sich zwar langsam, aber ich hab mich heut null bewegt. Das muss sich ändern, morgen wird gelaufen, nicht dass wir hier noch Kummer kriegen! Die Kummer Christa hat übrigens gesagt, es scheint morgen die Sonne! Das brauch ich dringend!

Rosa Grüße!

Eure Uli

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